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Der Kapp-Lüttwitz-Putsch


Karte der Widerstandszentren gegen den Kapp-Lüttwitz-Putsch vergrößern

10.März General Lüttwitz verlangt in einem Gespräch mit Reichspräsident Ebert und Reichswehrminister Noske die Beibehaltung der Freikorps sowie die Ernennung Lüttwitz zum Oberbefehlshaber der Reichswehr , sowie die Neuwahl des Reichstages und des Reichspräsidenten

·        anstatt ihn seines Kommandos zu entledigen forderte ihn Noske lediglich auf in den Ruhestand zu treten

·        als er am nächsten Tag beurlaubt wurde hatten Lüttwitz und Ehrhardt bereits den Putsch beschlossen und entsprechende Befehle gegeben

·        die Marinebrigade traf Vorbereitungen und marschierte am 12.März die 12 Km lange Strecke von Döberitz nach Berlin um die Regierung zu stürzen

Noske trommelte währenddessen die Reichsführung zusammen um über Gegenmaßnahmen zu beraten

·        bis auf dem preußischen Kriegsminister und Chef der Heeresleitung General Walther Reinhardt lehnten die Generale den Einsatz regierungstreuer Truppen gegen die Putschisten ab ( im Raum Berlin würden nicht genug Truppen zur Verfügung stehen , außerdem würden Reichswehrtruppen nie auf andere Reichswehrtruppen schießen – General Hans von Seeckt)

·        die Reichswehr wollte demnach also nicht die parlamentarisch-demokratische Republik, auf die sie vereidigt war, verteidigen, so flieht die Regierung nach Stuttgart

·        die Marinebrigade (unterstützt durch ein Reichswehrbataillon)  besetzt das Berliner Regierungsviertel, Kapp ruft sich zum Reichskanzler aus und ernennt von Lüttwitz zum Oberbefehlshaber der Reichswehr

da die Reichswehr nicht helfen wollte, konnten nur noch starke gesellschaftliche Kräfte die Republik retten

·        der Pressechef der Reichskanzlei Ulrich Rauscher veröffentlich im Namen Eberts einen Aufruf ans Volk (mit revolutionären Vokabular):

„Kein Proletarier darf der Militärdiktatur helfen! Generalstreik auf der ganzen Linie! Proletarier, vereinigt euch! Nieder mit der Gegenrevolution!“ (ob er eigenmächtig handelte ist umstritten)

·        der Aufruf tat seine Wirkung, er wurde sofort von den Gewerkschaften und der SPD befolgt, die KPD ehr zögernd, da sie die verhasste „Noske-Demokratie“ nicht verteidigen wollte

·        vielerorts kam es zu Kämpfen mit Kapp-Lüttwitz-Anhängern

der Putsch war jedoch schlecht vorbereitet, er wurde überwiegend von den Unternehmern abgelehnt, der größte Teil der Reichswehr blieb politisch neutral und die Berliner Ministerialbeamten, die nicht eingeweiht waren, hielten Kapp für unfähig und beteiligten sich am Generalstreik

Rückhalt hatten die Putschisten nur bei den Großagrariern, Offizieren und Landräten östlich der Elbe

·        Kapp und Lüttwitz mussten einsehen, das sie ohne Personal, ohne Strom und fließendem Wasser nicht regieren konnten

·        am 17.03.1920 bricht der Putsch landesweit zusammen, Lüttwitz flieht nach Ungarn, Kapp nach Schweden und Ehrhardt taucht in Bayern unter

die Streikenden bewiesen am nächsten Tag jedoch, dass sie nicht für die Wiederherstellung der Verhältnisse vor dem Putsch eintraten

·        der „Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund“ (ADGB) und seine angeschlossene „Arbeitsgemeinschaft für Angestellte“ (AfA-Bund) und der „Deutsche Beamtenbund“ (repräsentiert vor allem die untere Beamtenschaft), beschlossen den Generalstreik fortzusetzen bis die Demokratie gesichert sei (durch wirksame Maßnahmen), sie forderten ein Neun-Punkte-Programm:

·        Umgestaltung“ von Reichsregierung und Landesregierungen sowie „Neuregelung“ der Wirtschafts- und Sozialgesetzgebung

·        Bestrafung aller Putschisten

·        Rücktritt des Reichswehrministers Noske und des preußischen Innenministers Heine (denen die Unzuverlässigkeit des Militärs und der Polizei angelastet wurde)

·        Entfernung „reaktionärer Personen“ aus allen Betrieben

·        Demokratisierung der Verwaltung unter Mitwirkung der Arbeitnehmerorganisationen

·        verbesserte Sozialgesetze

·        Sozialisierung des Bergbaus und der Energiewirtschaft

·        Enteignung von Großgrundbesitzern, „die Lebensmittel nicht abführen oder ihre Betriebe nicht rationell bewirtschaften

·   Auflösung aller „konterrevolutionären, militärischen Formationen

dieser Versuch mit Hilfe einer gemeinsamen Regierung der Gewerkschaften, der MSPD und der USPD Versäumnisse der Novemberrevolution nachzuholen ließ sich nicht verwirklichen


Freikorpstruppen während des Kapp-Lüttwitz-Putsches in Berlin

DDP und Zentrum lehnten Regierungsbeteiligung der Gewerkschaften ab, USPD blieb bei Fundamentalopposition, außerdem war der profilierteste Gewerkschaftsführer, der ADGB-Vorsitzende Carl Legien, nicht bereit das Amt des Reichskanzlers zu übernehmen

so am es nur zu einer neuen Weimarer Koalitionsregierung unter Hermann Müller (MSPD), Reichswehrminister Noske (dessen Politik der Härte gegenüber Links- und Rechtsradikalen an den Generälen scheiterte) wurde von Otto Geßler (DDP) abgelöst, in Preußen musste Heine (Innenminister) gehen, aus Solidarität mit Noske tritt ebenfalls der republiktreue Chef der Heeresleitung General Reinhardt zurück, dessen Nachfolger wurde ausgerechnet der fähige, aber politisch unzuverlässige General von Seeckt, durch ihn entwickelte sich die Reichswehr erst recht zu einem „Staat im Staate

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