Antisemitismus war für die deutschvölkische Szene charakteristisch
(NSDAP wollte schon 1920 alle deutschen Juden ausbürgern), dieser
Antisemitismus hatte nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen
Ländern, jahrhundertlange Wurzeln (der Antijudaismus des Christentums
beschuldigte das jüdische Volk, unter Berufung auf die Bibel, des „Gottesmordes“
an Jesus Christus, wobei die Verantwortung der Römer an dessen Hinrichtung
ausgeblendet wurde), im Mittelalter gab es Hass gegenüber jüdischen
Geldverleihern, die ihre christlichen Schuldnern angeblich durch hohe
Wucherzinsen in den Ruin treiben wollten, die Christen ihrerseits verwehrten
den Juden Landbesitz und Zunftmitgliedschaft
Antijudaismus verstärkte sich, seit die Juden
im Zuge ihrer staatsbürgerlichen Gleichstellung 1869
in Preußen und im Norddeutschen Bund und 1871 im Deutschen Reich,
unter den Bedingungen der wirtschaftlich chancenreichen Industrialisierung,
als erfolgreiche Unternehmer und qualifizierte Freiberufler, dies rief bei
mittelständischen Verlierern des Modernisierungsprozesses, bei Studenten und
Akademikern Neid und Konkurrenzangst hervor
Durch
Wirtschaftskrise in den 1870er Jahren („Gründerkrach) verloren
zahlreiche mittelständische Börsenspekulanten ihr Aktienkapital
Durch schwer durchschaubare wirtschaftliche
und finanzielle Zusammenhänge der Hochindustrie entstand die vertraute ( durch
bestehende Vorurteile) Vorstellung, dass die Zusammenbrüche vieler
Aktiengesellschaften durch die Juden, die an Börsen und Banken arbeiteten,
manipuliert worden sei
Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts formt sich der Antijudaismus zum
Antisemitismus, darin Bestrebungen, die Emanzipation der Juden rückgängig zu
machen, sowie Proteste gegen die Moderne (Juden ein Sinnbild dafür), mit
international verbreiteten, pseudowissenschaftlichen Rassenlehren, dort wurden
die Juden als minderwertig erklärt und ihnen ausschließlich negative
Eigenschaften zugeschrieben
Ein Beweis für eine jüdische Weltverschwörung
sollten die seit 1919 (nicht nur ) in
deutscher Sprache gedruckten „Der Protokolle der Waisen von Zion“
liefern (in Wahrheit eine antisemitische Fälschung), fand weite Verbreitung in
der deutschvölkischen Szene und auch in der NS-Ideologie