„In Deutschland war die Situation nach
dem Kriege in künstlerischen Dingen ungeheuer schwierig. Der Krieg und die
Revolution hatten alles derartig aus den Fugen gehoben, dass es zunächst
niemand gelang, eine geistige Basis zu finden. An die Vorkriegstradition
konnte unmöglich angeknüpft werden, weil jene Zeit ja als die Ursache des
geschehenen Unheils angesehen werden musste und weil jedes Erzeugnis jener
Zeit mit diesen Kriegsursachen irgendwie zusammenzuhängen schien. Zu bauen gab
es vorläufig so gut wie nichts und die folgenden Inflationsjahre mit ihrer
grausigen Volksaussaugung ließen alles produktive Geschehen weiter still
liegen.....
Kein Wunder, dass unter solchen Vorraussetzungen die
Architekten, welche eine neue Baukunst vorbereiten wollten, dafür zunächst
nirgends eine Basis fanden als in sich selbst.....“
Bruno Taut
Gegen Ende der
Weimarer Republik griffen die Nazis den „Bauhaus-Stil“ an, dieser
Angriff galt jedoch nicht der Architektur insgesamt, sondern nur den
Bauhaus-Bauten von Walter Gropius und allen Entwürfen die seinen ähnelten. Die
Partei lehnte die Werke als „architektonischen Bolschewismus“ ab.
Dennoch billigten und bewunderten sie sogar andere Typen der modernen
Bewegung. Das "Neue Bauen" schien eine eigene Identität zu haben und
auch schien es als wurde sie allein in der Weimarer Republik politisch
begünstigt und genau das missfiel den Nazis.
Während die eine
Seite der modernen Architektur, festverankert in der Tradition der
Vorkriegsgeschichte zu seien schien, sah die neue vollkommen anders aus.
Genau das zeigte
sich 1922 als das Ergebnis zum ersten Mal vorgestellt wurde. Es war nicht das
Ergebnis einer traditionsbewussten Weiterentwicklung, sondern wurde geprägt
von Krieg, Revolution und dem wirtschaftlichen Zusammenbruch.
Dennoch hatten
beiden ihren Ursprung in einer starken und experimentierfreudigen,
vorkämpferischen Bewegung, die auch bereits vor dem Kriegsbeginn bestand. Die
Absichten jener beiden modernen Architekturrichtungen bezogen sich in ihren
Stilmerkmalen auf diese Entwicklung der Vorkriegszeit. Jedoch entwickelte sich
das Neue Bauen in eine Richtung weiter dessen Aussage sich von denen der
anderer Baurichtungen dieser Zeit unterschied und so blieb der gemeinsame
Ansatz zunächst noch im dunkeln.
Faktisch gab es zwei
Revolutionen in der deutschen Architektur:
um 1900 die
umfassendere, moderne Bewegung an sich
nach 1918 die
besondere Variante von Walter Gropius und seinen Anhängern
Denn nur wenn man
das Neue Bauen nach 1918 als etwas wirklich „neues“ ansah, konnte man es als
Produkt der politischen Revolution verurteilen.
Und auch nur weil
seine Formsprache sich von der übrigen Nachkriegsarchitektur unterschied,
konnte es als Angriffsziel dienen.
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